Vier Jahreszeiten Fliegenfischen Schweiz

Willkommen im Vier Jahreszeiten

 

 

Wir schreiben den 5. September 2019, es ist ein sommerlicher Tag und die Temperaturen geben klar eine kurze Hose und T-Shirt vor. Wer ins „Vier Jahreszeiten“ möchte muss nicht zwingend in ein nobles Hotel, ein Kurztrip in die wunderschöne Schweiz lässt einen selbiges sogar erleben. Mit der Erwartung auf klare Luft, hohe Berge und hübsch gezeichnete Fische trafen wir uns am Morgen in Hamburg 4 Uhr um gemeinsam in das Haslitahl zu reisen. Wir sind Denny, Dennis, Robert und ich. Wie es immer so ist, quoll der Wagen aus allen Nähten vor Ruten und Material.. Mann weiß ja nie was kommt und klar ist auch, haben ist besser als brauchen. Vor uns liegen 1000 Km und die sollen natürlich schnell abgeritten werden, damit wir ans Wasser können. Mit einer dann doch gemächlichen Fahrt, einigen Pausen und einem unfassbar guten Pulled Pork, welches Dennis zuvor vorbereitet hatte, kamen wir dann gegen 16h gelassen in Innertkirchen an. Nach einer kurzen Besprechung,  was wir denn nun morgen fischen wollten, holten wir uns die Fischereilizenzen am Tourist Center Grimseltor welches auch sonntags geöffnet hat.


Das Infocenter befindet  sich ca 3 Gehminuten vom Hotel Urweider aus durch den hübschen Ort Innertkirchen, dort gibt es alle Lizenzen die man die kommenden Tage benötigt. Wir entschlossen uns am ersten Tag die Grimsel zu bezwingen und am Totensee zu fischen. Einer der großen glasklaren Seen die das Berner Oberland zu bieten hat. Die Grimsel liegt 2165m hoch, dort ist absolut mit alpinen Bedingungen zu rechnen, auch wenn dort Parkplätze sind, befindet man sich an einem der rausten Orte der Welt. Dementsprechend sollte die Kleidung auch gewählt werden. Nach einen überragenden vier Gängen Menü am Abend und einem satten Frühstück am Morgen sollte es dann losgehen.

Zuvor schauten wir kurz Online unter https://www.alpen-paesse.ch/ ob der Pass zur Grimsel freigegeben war, danach unter https://www.wetter.com/schweiz/guttannen/grimsel_passhoehe/CH0CH1652003.html nach den Wetterbedingungen und es lief uns kalt über den Rücken. Schnee, Eis ,Wind und ein geschlossener Pass… Was für ein Alp´en´traum. Dieser löste sich aber gen halb Zehn Uhr auf und wir fuhren durch eine malerische Landschaft voller Erwartung die Serpentinen hinauf. Als wir die Wolkenschicht aus dem Sonnigen Tal durchbrachen und uns das erste Räumfahrzeug entgegen kam, wurden wir stutzig. Wollten wir DAS wirklich?! Mit einer Sichtweite von teils 10 Metern fanden wir dann den Parkplatz jedoch von dem Naturereignis, dem Totensee war keine Spur zu finden, lediglich eine Brüstung aus Geländer und Steinmauer gab Anzeichen im Schneegestöber, dass er sich zur rechten Seite von uns befinden sollte.  „ Los jetzt wir gehen fischen“, alle waren heiß sich diesem Abenteuer zu stellen.  Im knöcheltiefem Schnee bahnten wir uns den Weg über eine Anhöhe zum Wasser, es war um null Grad und sehr rutschig, vereinzelte Blumen schauten aus der Schneedecke, Moos und freiliegende Flechten boten ein bizarres Bild mit unfassbaren Kontrasten, teilweise standen wir in den Wolken und konnten kaum sehen wo wir hintraten. Man konnte nur erahnen wie groß der See wirklich ist, die Ufer waren glasklar jeder Wurf schien ins nichts zu gehen. Wir fischten vier verschiedene Techniken um uns an die Bedingungen heranzutasten. Trocken, Streamer, Nymphe und mit Sinkschnur in der Tiefe. Der See ist über 30m tief und hat steile Kanten an denen Namaycush, Seesaibling Rainies und Bachforellen lauern. Und da war auch schon der erste Anfasser auf einem Streamer. Die Fische beißen sehr vorsichtig und haben viel Zeit durch das klare Wasser sich die Beute auszuwählen. Auch wenn es der unverzichtbare Happen sein könnte, sind diese Fische vorsichtig. Der Befischungsdruck ist nicht sonderlich hoch aber sie wissen das Angler da sein könnten. Das merkt man auch wenn man sie direkt auf Sicht befischt, sie verfolgen den Köder und schnappen teils erst am Ufer zu. Die Jahreszeiten im Alpinen Hochgebirge sind von denen im Tal völlig abgekoppelt. Blaubeeren wachsen am Boden sie schmecken fruchtig aber nicht süß, ihnen fehlt die Sonne aber in dieser Natur ist jeder auf seine Weise ein Überlebens Künstler, wie auch wir. Wir fischten immer zu zweit, wurde ein Wurf verwandelt kescherte der Partner den Fisch und wir freuten uns gemeinsam unter diesen Bedingungen erfolgreich sein zu dürfen.  Sein zu dürfen, den es ist wohl ein Privileg hier Fisch zu fangen. So fischten wir uns um den gesamten See. Nach einem Blick auf die Uhr stellten wir fest, dass die Zeit wie die Wolken an uns vorbei zog. Gehen wollte aber keiner. Hinter jeder erklommenen Höhe oder Bucht gab es vielversprechendes Wasser, dass wollte sich keiner entgehen lassen. Als krönenden Abschluss überlistete Denny noch eine dralle Rainy mit einem Käferimitat beim Trockenfischen, mitten im Nebel im dreißig Zentimeter tiefen Wasser. Man soll aufhören wenn es am schönsten ist sagt ein Sprichwort und das taten wir. So verließen wir diesen Mystischen Ort nach sieben Stunden aufregender Fischerei,  überwältigt so aus dem Alltag gerissen worden zu sein und fuhren hinab ins Tal.

Das Hotel Urweider bietet eine exquisite Küche so auch der Haslital-Burger und der ist nach einer warmen Terrine genau das, was man nach so einem Tag braucht, 200 Gramm feinstes Beef nach bester Kochkunst geschmiedet. Als der letzte Teller des ausgezeichneten  Desserts den Tisch so sauber es nur ging verließ, waren alle mit der Hoffnung auf traumhaftes Wetter am Morgen Satt.   Mit einer Zigarre und einem guten Whiskey besprachen wir dann den nächsten Tag, der am Urbauch verbracht werden sollte. Ein atemberaubendes Gewässer welches sich durch hunderte Meter hohe Steinwände zieht, indem sich blaue Pools hinter gigantischen Steinen verbergen. Und diese sollten am Morgen nicht lange auf sich warten lassen, also sind wir fertig in Watbekleidung nach dem Frühstück sofort drauf los. Mit einer zweier Rute und schwarzer Klinkhammer bewaffnet stiegen wir ins Wasser. Der Bach fängt breit und flach an, kleine Pools in denen sich wunderschöne getupfte Fische verstecken mussten in geduckter Haltung angeworfen werden.  Die Fische sind äußerst scheu und kennen Angler genau, ein Schatten bei Sonne oder ein Staubwolke vom Waten reichen aus um sie zu verscheuchen. Das Fischen ist nur barbless gestattet und kostet achthundert Franken für denen der vergisst anzudrücken oder vorsätzlich handelt. Das ist für mich auch ein Zeichen wie respektvoll man in der Schweiz mit der Natur umgeht und mit ihr lebt aber wer sich daran hält hat nichts zu befürchten. 

Gefischt wurde abwechselnd in der Runde, jeder hatte genug Würfe auf einer Strecke von ca 200m um sich nicht unterfischt zu fühlen. Das schnell fließende Wasser verlangte präzise Würfe mit langen dünnen Vorfächern ab, die man zusammenfallend in den Pools präsentierte. Selbst Robert als unser Anfänger zeigte uns wie man Punktlandungen souverän meistern kann. Es zeigte sich wieder, „willst du werfen lernen?!, geh fischen“ und alles kommt von selbst. Im oberen Stück des Urbachs achteten wir mehr auf uns. Zu dem schnellen Wasser kamen riesige Steine die wir überwinden mussten um an die Topas blauen Pools zu gelangen. Material halten, klettern und immer aufpassen, dass man nicht auf dem Moos ausrutscht.  Schauten wir nach oben bot uns ein Anblick den man in Bildern kaum beschreiben kann. Steile Wände mit grünem Bewuchs, welcher sich fleißig aus dem nichts nährte und für ein üppiges Landschaftsbild sorgte. Das tosen der Rauschen zwang uns häufig mit Handzeichen zu handeln und man verstand sich ohne Worte beim Fischen.  Wir waren wie am Tag zuvor völlig aus dem Leben gerissen und vergaßen alles um uns herum, aber wir wollten auch noch an einem anderen Flussstück des Urbachs angeln und der Spotwechsel wurde nun Zeit, denn es waren schon wieder einige Stunden ins Land gezogen. Guter Dinge ging es dann auf zum nächsten vielversprechenden Flussabschnitt. Dieser zog sich wie ein Almbach durch das Tal und war lediglich ein anderer Teil des Urbachs, erschien uns aber wie ein gänzlich neues Gewässer. Flaches Wasser mit schmalen Gumpen, grüner Bewuchs an der Uferzone, Brombeeren und Gräser unter überhängenden Bäumen, waren nun das Programm. Indianer fischen für Anfänger aber dennoch musste anspruchsvoll präsentiert werden. Ob Nymphe oder Trockenfliege, es war wieder nicht einfach die Fische zu überlisten. Da ich mich entschlossen hatte nicht mit zu fischen sondern nur zu fotografieren, konnte ich mich aufs spotten und Fotos konzertieren während Denny meine Seite des Flusses befischte und Dennis und Robert sich die gegenüberliegende Seite zu Eigen machten. So entstanden tolle Aufnahmen und dem kleine Fluss wurde nicht zu viel abverlangt. Langsam wurde es später und Hunger machte sich bemerkbar, wir waren uns einig es musste was gegessen werden, also gingen wir zurück zum Auto und fuhren in Richtung Aare. Nach einigen Kilometern stoppten wir an einem schönen Ort, den wir schnell zu unserem Rastplatz machten. Im steinigen Flussbett der Aare mit unserem Grill machten wir Pause, schimmelten auf den Steinen und genossen ein vom Fluss gekühltes Pils mit einer Grillwurst und gut gebackenem Brot vom Bäcker im Haslital. Nach der Pause war die Luft raus, es sollte zurück zum Hotel gehen und wie wollten uns Kraft für den nächsten Tag aufsparen um ein neues Abenteuer zu bestreiten. Am Hotel angekommen ließen Dennis und Robert es sich nicht nehmen die Aare die durch Innertkirchen fließt noch zu befischen. Mit einem Grinsen im Gesicht kamen beide wieder.. „UND… ging was?“.. „jab, longline released unter der Brücke, guter Fisch, leider nicht in der Hand gehalten“. So lohnte sich auch diese kurze Entscheidung noch.


Am kommenden und letzten Tag an dem wir fischen gehen konnten, wollten wir etwas Bodenständiges machen und fuhren in die Walliser Gemeinde  zum  Naturreservat des Geschinersees, der vom kleinen Geschinerbach gespeist wird und zugleich ein Badesee ist. Entlang der Zahnradbahn und der Strecke der Furka Dampfbahn, fuhren wir vom Grimselpass ins Tal, an traditionellen Holzhäusern und kleinen Dörfern wie Obergesteln welcher sportliche Aktivitäten wie Golfen und Radfahren begünstigt vorbei.

Am See angekommen machten wir unsere vierer und fünfer Ruten fertig, teilten uns wie immer zu zweit auf uns fischten. Um uns herum Radfahrer und freundliche Wanderer die ihren Sonntag genossen und denen ein freundliches Hallo selbstverständlich waren.  Wenn an diesem See keiner badet, hat man die Möglichkeit einer entspannten Fischerei nachzukommen und genießt das schöne Wetter im Walliser Tal zugleich, was wir auch taten. Sommer, Sonne und Fische wohin das Auge reicht, aber wie immer nicht einfach zu überlisten. Es kam diesmal nicht die halbe Fliegenbox zum Einsatz, sondern die komplette von jedem von uns. Fischen auf Sicht den ganzen Tag. Sie kamen hoch und drehten ab, bis wir abdrehten. Die Bachforellen sind mit allen Wassern gewaschen und vor allem schwimmen sie wie in der ganzen Schweiz im glasklarem Wasser. Wen würde es nicht auf die Palme bringen, wenn man longline fischt, auf 20 Meter jeder Fisch nach dem Köder steigen sieht und er wieder abdreht. Denny machte es uns vor wie es geht. Nymphe und Geduld. Es war genau seine Fischerei und sollte auch noch ein zweites Mal an seiner Angel ziehen und er landete zwei wunderhübsche Bachforellen. Am letzten Tag gönnten wir uns ein schönes BBQ mit Steak im Brötchen am Bulli, ließen die Tage noch einmal Revue passieren und waren uns einig, es war eine überragende Zeit in der Schweiz!!


Autor und Bilder: Marlo Bardehle

Hotel: Urweider Haslital Innertkirchen

Ausrüster: Marlo Flyfishing

Personen: 

Denny Fischer

Robert Witten

Dennis Böhme



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